Eigentlich hatten wir für unseren letzten Sonntag etwas anderes geplant – wir wollten nach Sun City in das so genannte „Valley of the waves“, einem Erlebnis-Schwimmbad mit Hallenbad und verschiedenen Rutschen.
Da die Wettervorhersage für das Wochenende aber eher schlecht aussah haben wir uns dann doch noch für eine Soweto-Tour entschieden, die wir bis dahin verpennt haben.
Abhängig vom Interesse an Geschichte und dem eigenen Gedächtnis verbindet man Soweto (für South-Western-Township) vor allem mit Wellblechhütten, Armut und den Schüler-Aufständen 1976 bei dem zahlreiche Menschen starben.
Bekannt geworden ist der Aufstand vor allem durch ein Bild auf dem der angeschossene und sterbende Hector Pieterson zu sehen ist und welches um die gesamte Welt ging.
Mit solchen Gedanken im Hinterkopf haben wir uns also am Sonntagmorgen auf den Weg gemacht um unseren Tour-Guide Pat zu treffen und in einem klimatisierten und geräumigen Minibus nach Soweto zu fahren.
Bereits auf der Fahrt hat Pat uns schon etwas über Johannesburg, die Minen und auch ein bisschen über Soweto erzählt. Unseren ersten Zwischenstopp machten wir dann im Soweto-Ortsteil Diepkloof, wo wir freundlich und farbenfroh von diesen Vuvuzelas (Überbleibsel der WM) begrüßt wurden:

Wenige Meter später dann wurden all unsere Vorstellungen von Soweto über den Haufen geworfen – Diepkloof ist das wohlhabende Viertel Sowetos, schicke Häuser und neue Autos (darunter viele Mercedes und BMWs) gehören hier zur Tagesordnung, selbst einen Lamborghini konnten wir an einer Tankstelle nicht unweit entfernt entdecken.

Aber während unserer Tour konnten wir natürlich auch das genaue Gegenteil erleben. Auch wenn sich Soweto in den letzten Jahren sicherlich an vielen Ecken verändert und verbessert hat so gibt es trotzdem noch immer viel zu viele Leute die in ärmlichsten Verhältnissen leben.

Natürlich gibt es auch weitere Bereiche in denen die Behausungen irgendwo in der Mitte zwischen reich und superarm liegen.
Wer in Soweto ist muss natürlich auch die „Vilakazi Street“ besuchen – früher einmal die Straße mit der höchsten Dichte an Friedensnobelpreisträgern, da dort das Haus von Desmond Tutu und das ehemalige Haus von Nelson Mandela in direkter Nachbarschaft zueinander stehen.

Auch die Schüleraufstände haben zum Teil in dieser Straße stattgefunden und eben jener Hector Pieterson wurde hier erschossen, weshalb nur wenige hunderte Meter entfernt (aber nicht mehr in dieser Straße) auch das „Hector Pieterson Museum“ gebaut wurde vor dem sich ein Mahnmal befindet.
Bei diesem stehen die Steinsäulen für die gestorbenen Kinder, die nicht mehr zurückkehren, das Wasser steht für das unschuldig vergossene Blut und auf der anderen Seite ist noch ein kleiner Bach der für die Tränen der Eltern und Angehörigen stehen soll. Am Monument ist übrigens auch nochmal das oben beschriebene Bild vom sterbenden Hector Pieterson ausgestellt.

Nach all dem Sight-Seeing hatten uns natürlich der Hunger schon längst gepackt und so ging es in ein Restaurant mitte in Soweto wo es typisch (süd-)afrikanisches Essen gab.

Auf meinem Teller zu sehen (v.links oben im Uhrzeigersinn): Spinat, Tomatensoße, Pap (Maismehl-Porridge), Innereien (Geruch und Konsistenz seltsam, Geschmack: essbar), Rindereintopf (Fleisch und Knochen in einen Topf geworfen und aufgekocht, aber lecker), Hühnereintopf (selbe Machart), Coleslaw und irgendwas aus Bohnen und Mais.
Auch wenn von der Machart her etwas anders als gewohnt, war es doch größtenteils wirklich sehr lecker – ich kann es nur empfehlen.
Was gehört zu einem vernünftigen Essen dazu? Na klar – ein Bier! Also sind wir nach dem Essen weiter gefahren in eine Shebeen (Kneipe) und haben ein traditionelles südafrikanisches Bier probiert. Es hat nichts mit einem „richtigen“ Bier zu tun, wird bei Zimmertemperatur getrunken und ist eher nicht so mein Fall, aber wie sagt man doch so schön: „Probieren geht über Studieren!“


Mein Gesichtsausdruck verrät wahrscheinlich alles. Fast zeitgleich bekamen wir noch eine Show von zwei wirklich seltsamen Kerlen geboten, die sich unnatürlich weit verdrehen konnte. Auch sowas scheint hier Tradition zu haben/ gehabt zu haben.

Zum Abschluss ging es dann noch zu einem der Stadien für die Weltmeisterschaft. Für mich als Nicht-Fussball-Fan natürlich nicht ganz so spannend.
Interessant war aber zu hören, dass dieses Stadion nach dem Abbild des traditionellen Gefäß (s.Bild mit Bier oben) gebaut wurde und entsprechend auch traditionell mit der Schlachtung von Rindern IM Stadion eröffnet wurde.

Insgesamt eine sehr interessante Erfahrung und mal ein ganz anderer Einblick in das Land Südafrika. Jedem Südafrika-Reisenden kann ich solch eine Tour nur wärmstens empfehlen.
Selbst wenn einige Stadtteile Sowetos mit als gefährlichster Ort der Welt zählen hatte ich nie das Gefühl Angst haben zu müssen, da sowohl die Leute als auch der Tour-Guide freundlich waren.